Jenni Auer

Freie Tanzlehrerin im Hamsterrad - Kollateralschaden - Burnout - Minimalistin

Reha-Zeit vom 11.11.2024 bis 13.12.2024

Es folgte die Auseinandersetzung mit der Rentenversicherung und der Barmer wegen der aufgezwungenen Reha. Was natürlich nachvollziehbar war.
Ein Jahr lang verschob sie sich.
Die erste Klinik wollte mich nicht.
Die zweite Klinik wusste nichts von meinem Hund.
Der Termin wurde verschoben.
In der Zeit erkannte ich folgendes:

  • Klinikesssen! Ich würde verhungern!
  • 15€ für Hapu pro Tag an Extrakosten! Ging gar nicht. Woher sollte ich die nehmen!
  • Vorschrift: Hapu hätte nur Dosenfutter essen dürfen. NEIN! Zu teuer und zu ungesund!
  • Ich in einem fremden Bett? In Räumen? Eingesperrt? NEIN!

Ich beantragte nach Rücksprache mit meinem Arzt und der Rentenkasse eine ambulante Reha. Erklärte meine Problematik und sie wurde genehmigt.
Die erste Klinik wurde mir 3 Wochen vor Beginn von der Rentenversicherung wieder weggenommen.
Die zweite Klinik, da durfte ich dann, über 1 Jahr später nach Rentenantrag, endlich hin. Bad Brückenau.

3 Wochen konnte ich zwischen Klinik und Wohnwagen pendeln. Doch was war das für ein Stress. Immer bepackt mit Decke, Handtuch, Essen, Unterlagen, uvm, Abends dann kochen. Ich bekam in der Klinik tatsächlich nur Kartoffeln. Alles andere war immer gewürzt, vor allem mit Pfeffer, oder mit Soße, und somit für mich zu riskant.
Hapu war einfach super. Er war im Auto. Lange Spaziergänge vorher und im Anschluss. Meist zum Einkaufen nach Bad Brückenau gelaufen. 9km.

Dann streikte mein Auto. Fehlermeldung: Motorfehler!! Notprogramm sprang an. Es fuhr nur noch 80km/Std. Zwei Werkstätten sagten unabhängig von einander, ein Weiterfahren wäre zu riskant! Es könnte die Nockenwelle oder der Zahnriemen sein.
Der beste Satz vom Citroen-Facharbeiter: Haben Sie das Auto irgendwo bei Minustemperaturen geparkt? Ich bin fast ausgerastet! Jaaaaa, in Deutschland!! Ich nutze dieses Auto in Deutschland und da gibt es im Winter schon mal Minustemperaturen!! Was sollte das?


Ich strandete auf dem Parkplatz in der Nähe der Reha-Klinik! Wie sollte ich mich nun selbst versorgen? Ich schaffte es irgendwie. Kochte auf meinem kleinen Feuerofen auf dem Parkplatz fürs Abendessen. Vorgesehen war ja nur das Mittagessen in der Klinik. Und dann auch nur Kartoffeln für mich! Meine Unverträglichkeiten und Allergien waren zu kompliziert!


So viele Kartoffeln wie in diesen 5 Wochen habe ich noch nie gegessen!! Einige wenige Male bekam ich zwei Portionen Kartoffeln von der Klinik. Für den Abend. Am 4.letzten Tag bekam ich dann die Lizenz für salzarmes Gemüse… es war eine Herausforderung der besonderen Art. Da ich nur den Stempel für PSYCHO-Reha hatte, bekam ich diese salzarme Kost nicht. Es wurde eine Sondergenehmigung erwirkt! Und für die letzten 4 Tage stand ich dann endlich auf der Sonderliste für salzarmes Gemüse! Warum eigentlich nicht von Anfang an? Weil mir der Stempel Gastro fehlte!


Ich lernte, dass ich wirklich nicht mehr konnte. Ich kam zum Beispiel nicht in die Sporthallen rein. So viele Menschen, keine frische Luft. Kleine Räume. Erinnerungen auch noch! Trigger!! Yogamatten! Ich sah sofort die Kinder, die ich damals in den Lockerungsphasen auf Yogamatten einsperren musste, tanzen lassen musste! 


Ich heulte und heulte und konnte kaum noch aufhören. Mir wurde diese Teilnahme erlassen. Ich schaffte es zur progressiven Muskelentspannung zu gehen. Da konnte ich mich in die letzte Reihe setzen. Weit weg von Gerüchen wie Deo, Aftershave, Parfüm, kalter Zigarettenrauch usw usf.
Den Gerüchen konnte ich aber nicht immer ausweichen.

Einzeltherapie: Ich stand fast 15 Minuten auf dem Flur. Der Therapeut saß am Schreibtisch. Fenster auf, war ihm zu kalt und ich konnte seinen künstlichen Duftstoff nicht ertragen! Es wurde dann besser und dann war es mir möglich mich bei geöffneter Tür wenigstens rein zu setzen.

Er meinte noch, dass er Teures was auch immer kaufen würde. Ja, das war mir durchaus klar. Trotzdem griff es mein Nervensystem an. So wie in Kaufhäusern, Zügen, Bussen, Fußgängerzonen, Restaurants usw…
Er reduzierte tatsächlich die Dosis. Ich kam einige Tage später besser mit seinem Duft klar.

Gruppentherapie: Die ersten Stunden hielt es sich in Grenzen. Die Teilnehmer waren da wohl dezenter eingestellt. Ich kam einigermaßen klar. Dann auf einmal neue Teilnehmer und es ging gar nicht! Ich saß in der letzten Ecke ganz weit weg. Hielt es irgendwie aus. Komischerweise waren diese neuen Teilnehmer nur noch einmal dabei. Dann waren sie wieder weg! Ich saß immer dicht an der Tür, weiter weg von den Teilnehmern.

Depressionsstunde: das war extrem! Der Raum war so klein. Viel zu klein für eine Gruppe. Fenster so weit oben. Man konnte nicht rausschauen. 90 Minuten!! Ich ging meist zwischendurch auf die Toilette. Ich schaffte es irgendwie.
Es war die Hölle!

Ich überlebte irgendwie diese 5 Wochen.
Und ich lernte, dass ich wahrscheinlich schon seit meiner Kindheit in einer Depression stecke. Das sagte mir kein Arzt! Das lernte ich in der Depressionsstunde. Alles, was ich da an Depressionssymptomen lernte, passte auf mich! Es war zutiefst erschreckend. Mein Extremismus, Dogmatismus, die bleierne Müdigkeit, Schlafstörungen, Schmerzen, selten Duschen, Haare waschen, Empfindlichkeit, und noch so vieles mehr… auf meine Fragen, was das für mich bedeutet, wie ich damit jetzt umgehen soll, was ich dagegen tun kann, bekam ich keine Antwort. Nur folgende Worte vom Chefarzt: Was soll ich Ihnen denn jetzt sagen?

Ich wurde arbeitsunfähig entlassen. Mein Leistungspotential ist erschöpft.
In einer Gruppen-Therapiestunde redete ich mir den ganzen Corona-Scheiß von der Seele! Mit dem Ergebnis, dass eine Rehabilitantin den Raum weinend verließ…ob wegen des Themas oder wegen der Atmosphäre im Raum, entzieht sich meiner Kenntnis. Fazit für mich war: Ich hatte gefälligst jetzt die Toleranz den Andersdenkenden entgegenzubringen, die mir verwehrt geblieben war! Soso…

In einer anderen Gruppen-Therapiestunde ging es um Narzissmus. Der Therapeut nutzte die Gelegenheit um an Donald Trump den klassischen Narzissten zu erklären. Das ging ja man gar nicht! Oder kennen Sie Donald Trump persönlich? Nein, alle hier kennen nur das, was die Propaganda-Medien uns wissen lassen möchten! Ob er ein klassischer Narzisst ist oder was auch immer, werden wir nicht erfahren. Punkt!

Oha. Ich wieder. Klar hat Donald Trump narzisstische Züge, wie wahrscheinlich jeder, in ähnlicher Position. Aber ihn als den klassischen Narzissten hinzustellen, ging mir entschieden zu weit!

Oft wurden wir in den Gruppen-Therapiestunden nach 20 Minuten schon verabschiedet. Bis ich mal nachfragte, wieviel Zeit wir denn wohl wirklich hätten. 50 Minuten. Ja, wir würden ja nicht mitarbeiten. OK! Der Therapeut sei kein Entertainer. Die Rehabilitanten müssten schon von sich aus reden.

Ich lernte, dass ich mir viel Stress hätte ersparen können. Ich wollte immer jeden „kriegen“. Jedes Kind sollte den Spaß am Tanzen erkennen. Finden. Für später mitnehmen. Die Jungs sollten keine Handtaschenhalter werden, sondern Spaß am Tanzen bekommen. Und was haben sich einige einfallen lassen, um endlich zum Fußball zu dürfen. Mir fallen gleich mehrere Jungs (ja, leider nur Jungs) ein. 

Mein Unterricht wäre erheblich entspannter gewesen. Wenn ich den Entertainer mal ein wenig abgelegt hätte und mehr an mich und die anderen Kinder gedacht hätte.

Was für eine Erkenntnis!

Ich fand meinen Therapeuten wirklich gut! Nicht sofort. Es dauerte ein wenig, bis ich ihn und seine Herangehensweise verstanden hatte. Danach wäre ich dann gerne noch öfters in seine Stunden gegangen.

ABER: 30 Minuten Einzeltherapie einmal pro Woche.

Gruppentherapie 50 Minuten, 3 Mal pro Woche.

Was will man dazu sagen!

Es wird an allen Ecken und Enden gespart. UND:

Sie wollen nur feststellen, ob Du wieder arbeitsfähig bist. Und das wars!
Helfen wollen sie Dir nicht oder dürfen nicht.

Die Reha ist jetzt schon über 2 Monate her und ich warte immer noch auf meinen Abschlussbericht. Ohne den geht es nicht weiter mit der Rentenversicherung. Die Erwerbsminderungsrente kann erst weiter bearbeitet werden, wenn der Bericht vorliegt.
Also warten wir weiter ab.